© 2014 Holger Albers

September 2015: Wohin mit dem Nebensatz?


Die Frage an sich mag ungewöhnlich erscheinen. Der Nebensatz kommt dahin, wo er eben passt - so könnte eine an sich logisch klingende Antwort lauten. Das ist sicher richtig - und stellt doch wie so oft im Leben nur einen Teil der Wahrheit dar. Manchmal gewinnt unser Satz, wenn wir die Formulierungen noch einmal überdenken.


Aber zunächst noch etwas Formales: Nebensätze gibt es in ganz unterschiedlicher Form. Zu den bekannteren gehört sicher der Relativsatz ("... der Baum, der ..."), der Kausalsatz ("... in das Gefängnis, weil ...") oder der Konzessivsatz ("... ging schwimmen, obwohl ..."). Das sind Nebensätze, die wir alle nutzen, auch wenn wir vielleicht ihre Namen gar nicht kennen. Die häufigste Form aber ist die, in der ein Nebensatz zum Objekt des Satzes wird: "Wir hoffen, dass Sie sich gut beraten fühlen". Der Nebensatz ist die Antwort auf die Frage: Was hoffen wir? Für diejenigen unter den Lesern, die gerne eine vollständige Liste der unterschiedlichen Nebensätze hätten, empfehle ich diesen Link: http://www.eisinger-schmidt.de/grammatik/g_nsart.htm


Nun aber zurück zur Positionsfrage. Natürlich müssen sich Nebensätze an das Wort oder die Wortgruppe anschließen, die sie näher beschreiben sollen. Aber muss dieses Wort unbedingt mitten im Satz stehen? Eine goldene Regel des Schreibens lautet, dass Nebensätze an das Ende gehören. Ein Hauptsatz, in den ein Nebensatz, der zum Verständnis wichtig ist, eingeschoben wird, wird schnell unübersichtlich. Wie dieser gerade gelesene Beispielsatz beweist. Durch die Schachtelung verlieren wir beim Lesen schnell den Durchblick. Wir wissen dann nicht mehr, ob wir noch beziehungsweise wieder im Hauptsatz oder im Nebensatz sind.


Schon vor einigen Monaten habe ich in dieser Rubrik auf die positive Wirkung kurzer (Haupt-)Sätze hingewiesen. Wenn wir variieren wollen, dann ist ein nachgestellter Nebensatz immer eine Alternative ("Er lehnte lässig an der Mauer, die ganz mit Efeu bewachsen war"). Alle anderen Varianten verlangen höchste Konzentration vom Leser. Lassen Sie sich also bitte nicht verleiten, ihre persönliche Fähigkeit zum Gestalten von Schachtelsätzen an Ihrem Leser auszuleben.




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